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Aktionstag Suchtberatung
"Suchtberatung stärken - Gesundheit schützen“ lautet das Motto des diesjährigen Aktionstags Suchtberatung am 14. November 2024. Auch in diesem Jahr lädt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) zu diesem Anlass Suchtberatungsstellen in ganz Deutschland dazu ein, durch Veranstaltungen und weitere Aktivitäten auf den Stellenwert ihrer Arbeit aufmerksam zu machen und die Öffentlichkeit über ihre Angebote zu informieren.
Auf dieser Seite finden Sie Informationen zu....
- Suchtmittelkonsum und Suchtverhalten bundesweit
- Alkoholkonsum in Deutschland
- Suchtberatung im Land Brandenburg
- Potenzial der Suchtberatung
- Studie: Volkswirtschaftliches Einsparpotenzial durch die Suchtberatung
Alle Fakten und Hintergrundinformationen gibt es auch als PDF zum Download.
Daten und Fakten
Suchtmittelkonsum und Suchtverhalten bundesweit
In Deutschland leben, bezogen auf die 18 – 64-jährige Bevölkerung:
- Insgesamt 3 Millionen Menschen mit einer alkoholbezogenen Störung (Alkoholmissbrauch: 1,4 Millionen; Alkoholabhängigkeit: 1,6 Millionen),
- ca. 4,4 Millionen Menschen mit einer Tabakabhängigkeit,
- ca. 2,9 Millionen Menschen mit problematischem Medikamentenkonsum,
- 309.000 Menschen mit einer Cannabisabhängigkeit,
- 103.000 Menschen mit einer Amphetaminabhängigkeit,
- 41.000 Menschen mit einer Kokainabhängigkeit.
1,3 Millionen Menschen im Alter zwischen 16 und 70 Jahren sind deutschlandweit von einer Glücksspielstörung betroffen.
Einnahmen des Staates
2019 bzw. 2021 nahm der Staat
- ca. 3,1 Mrd. Euro an alkoholbezogenen Steuern (2023)
- 14,2 Mrd. Euro an Tabaksteuern (2023)
- 6,2 Mrd. € aus Steuern und Abgaben von Anbietern erlaubter Glücksspiele (2022) ein.
Volkswirtschaftliche Kosten
Die jährlichen direkten und indirekten volkswirtschaftlichen Kosten
- des Alkoholkonsums in Deutschland belaufen sich auf rund 57,04 Mrd. Euro (davon entfallen 16,59 Milliarden Euro auf medizinische Behandlungen, Krankenhausaufenthalte und Medikamente)
- des Tabakkonsums betragen 97,24 Mrd. €
- des Glücksspiels belaufen sich auf 326 Mio. €
Werbung für Alkohol, Tabak und Glücksspiele
Die Werbeausgaben beliefen sich
- für alkoholhaltige Getränke in 2022 auf 601 Mio. Euro.
- für Tabakprodukte in 2019 auf 209,5 Mio. € (inkl. Promotion und Sponsoring)
- für Glücksspiele von August 2021 bis Juli 2022 auf 396 Mio. €.
Quellen
Suchtmittelkonsum bundesweit: https://www.aerzteblatt.de/callback/image.asp?id=100765 (Daten aus dem Epidemiologischen Suchtsurvey 2018, abgerufen am 05.10.2021)
Glücksspielbezogene Probleme: Buth/Meyer/Rosenkranz/Kalke, Glücksspielatlas Deutschland 2023: Zahlen, Daten, Fakten (abgerufen am 30.10.2024)
Angaben zu Alkohol- und Tabak (Einnahmen des Staates, Volkswirtschaftliche Kosten, Werbeausgaben, Mortalität): Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., DHS Jahrbuch Sucht 2024 sowie https://www.dhs.de/suechte/alkohol/zahlen-daten-fakten (abgerufen am 30.10.2024)
Angaben zu Tabak-Werbeausgaben: Jahresbericht der Drogenbeauftragten 2021
Einnahmen des Staates Glücksspiel, volkswirtschaftliche Kosten Glücksspiel: Jahresreport 2022 der Glücksspielaufsichtsbehörden der Länder (abgerufen am 30.10.2024)
Alkoholkonsum in Deutschland
Pro-Kopf-Verbrauch:
In 2022 wurden nach vorläufigen Angaben pro Kopf 123,8 l an alkoholischen Getränken konsumiert, davon
- 91,8 l Bier
- 19,9 l Wein
- 3,3 l Schaumwein
- 5,2 l Spirituosen
Medizinische Behandlung:
Eine psychische und Verhaltensstörung durch Alkohol war 2022 mit 235.987 Behandlungsfällen die fünfthäufigste Hauptdiagnose in Krankenhäusern in Deutschland. 172.037 Fälle bezogen sich auf männliche Patienten.
Mortalität
Schätzungen zufolge werden 74.000 Todesfälle in Deutschland allein durch den Alkoholkonsum oder den kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak verursacht.Studien haben jedoch gezeigt, dass mehr als 200 Erkrankungen durch Alkohol mitverursacht werden. Demnach dürfte die Zahl der an oder mit Alkoholkonsum Verstorbenen höher liegen.
Straftaten unter Alkoholeinfluss
Im Jahr 2022 wurden ca. 2,1 Millionen Tatverdächtige registriert, davon standen ca. 200.095 bei Begehung der Straftat unter Alkoholeinfluss. Die häufigsten Delikte unter Alkoholeinfluss bezogen sich mit 37.428 Fällen auf Gewaltkriminalität, (32.066 Fälle bezogen sich auf Gefährliche und schwere Körperverletzung, 23.433 auf Sachbeschädigung)
Quellen
Pro Kopf Verbrauch, medizinische Behandlung und Straftaten: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., DHS Jahrbuch Sucht 2024 (abgerufen am 30.10.2024)
Mortalität: https://www.dhs.de/suechte/alkohol/zahlen-daten-fakten, abgerufen am 30.10.2024
Suchtberatung im Land Brandenburg
Ambulante Suchthife in Brandenburg : Beratungszahlen
In der Online-Adressdatenbank der BLS sind – inklusive Nebenstellen – 49 ambulante Suchtberatungsstellen aufgeführt, an die sich Ratsuchende im Land Brandenburg werden können. Insgesamt suchen ca.10.000 Menschen aus dem Land Brandenburg jährlich Hilfe in einer Suchtberatungsstelle.
Im Jahr 2021 waren 86 Prozent der Ratsuchenden selbst von einer Suchtproblematik betroffen, 14 Prozent waren Angehörige und andere Bezugspersonen.
Alkoholabhängigkeit war die am häufigsten benannte Hauptdiagnose (58 Prozent), gefolgt von der Abhängigkeit von Cannabinoiden (9,7 Prozent). 5,8 Prozent der Klient*innen waren von einer Polytoxykomanie (Mehrfachabhängigkeit) betroffen.
Bundesweit Probleme bei Finanzierung der Suchtberatung
Ein Großteil der öffentlich geförderten Suchtberatungsstellen in Deutschland ist nur unzureichend finanziert. Dies ergab eine Untersuchung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Einem Ende September veröffentlichten Bericht zufolge können Dreiviertel der Einrichtungen ihre Kosten in diesem Jahr nicht decken, über die Hälfte muss Angebote reduzieren. Die gravierenden Missstände bei der Finanzierung hätten zusammen mit Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel bereits zu Schließungen von Suchtberatungsstellen geführt. Da die Einrichtungen jedoch eine unverzichtbare Hilfe bei der Versorgung von Menschen mit Suchtproblemen und hilfesuchenden Angehörigen leisten, fordert die DHS-Geschäftsführerin Christina Rummel die Politik in einer Pressemitteilung zur Veröffentlichung ihres Berichts dazu auf, „ein Wegbrechen der Suchtberatung zu verhindern.“
Quellen
Hilfesuchende in Brandenburg pro Jahr: Hochrechnung aus der Datensammlung der Ambulanten Beratungs- und Behandlungsstellen im Land Brandenburg
Anteil Betroffener an Ratsuchenden: Datensammlung der ambulanten Beratungs- und Behandlungsstellen für Suchtkranke im Land Brandenburg
Pressemitteilung der DHS "Gehört die kommunale Suchtberatung bald der Vergangenheit an?" (abgerufen am 30.10.2024)
Potenzial der Suchtberatung
In der Expertise „Aufgaben und Potentiale der Funktion Suchtberatung" benannte Prof. Dr. Rita Hansjürgens (Alice-Salomon-Hochschule Berlin) im Jahr 2018 folgende konzeptionelle Eckpfeiler der Funktion Suchtberatung:
- niedrigschwellige Zugangsmöglichkeit,
- Raum zur Entwicklung einer vertrauensvollen Arbeitsbeziehung,
- Integrierter Prozessbogen mit hilfesektorenübergreifendem Casemanagement,
- Beratung und Begleitung in Bezug auf Klient*innenanliegen,
- Erschließung eines regionalen Hilfenetzwerkes für Betroffene
Mit Blick auf das Potential von Suchtberatung geht sie davon aus, „…dass diese wirksam dazu beiträgt, dass sich prekäre Lebenssituationen in Bezug auf Wohnen und Lebensunterhalt im Zusammenhang mit Substanzkonsum stabilisieren im Sinne einer Realisierung von Teilhabe und dass durch eine (…) vertrauensvolle Arbeitsbeziehung ein Prozessbogen entsteht. Im Rahmen dieses Prozessbogens, zu dem auch explizit eine Vermittlung in weiterführende Hilfen gehört, kann Suchtberatung also dazu beitragen, die Lebenssituation von Menschen und ihrem sozialen Umfeld (…) zu verbessern."
Quellen
Studie: Volkswirtschaftliches Einsparpotenzial durch die Suchtberatung
Eine Studie der xit GmbH in Kooperation mit dem Sozialteam Sachsen gGmbH hat im Jahr 2020 belegt, dass Suchtberatung wirkt und langfristig eindeutig volkswirtschaftliche Einsparpotentiale für die öffentliche Hand ermöglicht.
Durch die Berechnung des Social Return on Investment (SROI) sollte hier die Wertschöpfung der Suchtberatung bewertbar und messbar gemacht werden. Zunächst wurden mögliche kurz-, mittel-, und langfristigen Wirkungen einer Suchtberatung identifiziert. Anschließend wurden anhand von insgesamt 67 realen Fällen die Eintrittswahrscheinlichkeiten für diese Wirkungen abgeschätzt.
Aus den benannten 67 Fällen wurden zwei für die Arbeit der Suchtberatungsstelle, „typische“ Fälle ausgewählt. Für diese beiden Klienten wurden dann die wahrscheinlichen Folgen/Eskalationen für das Szenario ermittelt, dass sie die Suchtberatung nicht hätten in Anspruch nehmen können.
Im Ergebnis wären für die 67 untersuchten Klient*innen folgende Eskalationen in kurz- und mittelfristiger Perspektive eingetreten:
Langzeitarbeitslosigkeit: | 37 Prozent | ||
Psychische Erkrankungen: | 31 Prozent | ||
Stationäre Therapie: | 22 Prozent | ||
Langzeiterkrankung: | 22 Prozent | ||
Psychische Erkrankung mit stationärer Behandlung: | 16 Prozent | ||
Verlust des Arbeitsplatzes: | 16 Prozent | ||
Vorzeitige Berentung: | 15 Prozent | ||
Kriminalität: | 12 Prozent | ||
Überschuldung: | 10 Prozent | ||
Konflikte am Arbeitsplatz: | 9 Prozent | ||
Suizid: | 9 Prozent | ||
Pflegebedürftigkeit: | 4 Prozent | ||
Obdachlosigkeit: | 4 Prozent | ||
Opfer von Gewalt: | 1 Prozent | ||
Sonstige Folgen: | 30 Prozent |
Quellen
https://dgcs.de/suchtberatung-wirkt-die-wertschoepfung-der-ambulanten-suchthilfe/ (abgerufen am 05.10.2021)
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