Ausgabe 40 | 11.07.2022 ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ 

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 Newsletter der BLS

  Ausgabe 40 | 11.07.2022


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

noch vor Beginn der Sommerferien haben einige wichtige Veranstaltungen stattgefunden, die für die Akteur*innen in der Suchtpraevention weitreichende Folgen haben werden.Wir sind gespannt, welche Regelungen in Bezug auf die geplante Cannabisvergabe verabschiedet werden.

Gleichzeitig wurden in der BLS viele Veranstaltungen und Planungen für den Herbst auf den Weg gebracht. Die Informationen dazu und zu weiteren Themen aus den Arbeitsfeldern Suchtprävention, Suchtselbsthilfe und Suchthilfe finden Sie in diesem Newsletter.

Viel Freude beim Lesen und kommen Sie gesund durch den Sommer.

Herzliche Grüße

Andrea Hardeling
Geschäftsführerin

Inhaltsverzeichnis

BLS-Jahresbericht 2021 ab sofort verfügbar

Das Jahr 2021 brachte für die BLS viele Veränderungen mit sich. Das Team vergrößerte sich, das Projekt selbstbestimmt nahm seine Aktivitäten auf und ein neuer Beratungsstandort öffnete seine Türen. Parallel sorgte die anhaltende Corona-Pandemie für diverse Hürden im Arbeitsalltag.  Das Team der BLS organisierte und moderierte zahlreiche Aktivitäten in den Bereichen Suchtprävention, Suchthilfe, Suchtselbsthilfe und Glücksspielsucht.Interessierte können diese Entwicklungen ab sofort in unserem Jahresbericht 2021 nachlesen.
Der Bericht steht auf der BLS-Website als PDF zum Download bereit.

Die 27. Suchtselbsthilfetagung in Brandenburg war ein Erfolg: in Präsenz und online

Die 27. Suchtselbsthilfetagung am 15. Mai war für viele ein besonderer Termin. Nachdem die Tagung im vergangenen Jahr ausschließlich digital stattgefunden hatte, begegneten sich die Vertreter*innen aus Suchtselbsthilfegruppen und -verbänden nun wieder vor Ort auf der Halbinsel Hermannswerder in Potsdam. Weitere Teilnehmende verfolgten die Tagung digital.
Die Grußworte sowie der Hauptvortrag von Detlef Fronhöfer zum Thema "Suchtselbsthilfe – Erwartungen, Herausforderungen und Zukunftschancen" wurden per Livestream übertragen.
Neben einigen Workshops vor Ort wurden zwei Online-Workshops und ein hybrider Workshop angeboten, an dem Teilnehmende sowohl vor Ort als auch von zu Hause aus mitwirkten. 
Im hybriden Workshop "Wir wollen online gehen. Aber wie?" sammelten die Referentinnen der BLS Erfahrungsberichte und Anregungen aus der Selbsthilfe im Umgang mit den Kontaktbeschränkungen während der Lockdowns. Gleichzeitig wurde das Projekt DigiSelbsthilfe vorgestellt, welches zum Ziel hat, die Akteur*innen der Suchtselbsthilfe bei der Umsetzung digitaler Aktivitäten zu unterstützen.

DigiSucht: Auswahl der Modellstandorte in Brandenburg

Das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Bundesmodellprojekt DigiSucht baut aktuell eine bundesweite trägerunabhängige Plattform für digitale Suchtberatung auf. Grundlage ist ein detailliertes Konzept, das von der delphi GmbH gemeinsam mit Vertreter*innen von Landesstellen für Suchtfragen, Suchtberatungsstellen, Suchthilfeträgern und Landesministerien aus Brandenburg, Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ausgearbeitet wurde.
Die zentrale Plattform ermöglicht es Suchtberatungsstellen, Online-Beratung per Chat oder Video durchzuführen. Zusätzlich stehen den Ratsuchenden digitale Tools zur Verfügung.
Pro Bundesland werden zunächst je drei Modellberatungsstellen qualifiziert, bevor das Angebot der Plattform im ersten Quartal 2023 ausgeweitet wird.
Die Landeskoordinierung des Projektes DigiSucht wird vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz (MSGIV) finanziert.
Ansprechpartnerin in der BLS ist Katharina Kutzias, Tel.: (0331) 581 380 14, E-Mail.

Für Suchtberatungsstellen, die analoge und digitale Beratung nach dem Modell des "Blended Counseling" miteinander verbinden wollen, stellt der Deutsche Caritasverband drei Handreichungen auf seiner Internetseite zur Verfügung:

  • Implementierung und Umsetzung von Blended Counseling in der Suchtberatung.
  • Zentrale Aspekte bei der  Erstellung eines Rahmenkonzeptes "Blended Counseling in der Suchtberatung"
  • Mustervorlage: Rahmenkonzept "Blended Counseling"

Neue Informationsmaterialien und Veranstaltungen des Projekts selbstbestimmt

Das Projekt selbstbestimmt hat anlässlich der 28. Brandenburgischen Seniorenwoche ein Faktenblatt mit Hintergrundinformationen zu Sucht im Alter veröffentlicht. Das Team möchte damit auf die Notwendigkeit spezifischer Suchtpräventionsangebote aufmerksam machen. Außerdem hat das Projektteam in Kooperation mit dem Bündnis „Gesund Älter werden“ am 14.06.2022 eine Online-Werkstatt zum Thema Suchtprävention im Alter durchgeführt. In kleiner Runde wurde das Thema aus verschiedenen Perspektiven diskutiert, mit dem Konsens: Im Land Brandenburg braucht es zunächst vor allem Aufklärungsarbeit und die Vernetzung relevanter Akteur*innen.
Neben den älteren Menschen sind unter anderem auch Kinder aus suchtbelasteten Familien weiter im Fokus der Projektarbeit. So plant das Team eine Wiederholung der Online-Fortbildungsreihe „Fetale Alkoholspektrumstörung“, welche im Juni auf große Resonanz stieß. Zudem laufen die Vorbereitungen zur landesweiten Fachtagung „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ am 27. September 2022. Die Veranstaltung wird an diesem Tag von 9 bis 16 Uhr im Hoffbauer Tagungshaus in Potsdam stattfinden. Das konkrete Programm und Anmeldemodalitäten werden in Kürze auf www.selbstbestimmt-brandenburg.de veröffentlicht.

Fachkräfte-Befragung zu Kindern aus suchtbelasteten Familien

Wie viele Kinder im Land Brandenburg in einer suchtbelasteten Familie aufwachsen, ist weitestgehend ungeklärt. Es gibt lediglich Hochrechnungen, welche jedoch keinerlei Auskunft über die Unterstützung bzw. die Bereitstellung passgenauer Angebote für diese Kinder geben.
Die BLS führt noch bis zum 15.07.2022 eine landesweite Online-Befragung zum Thema durch, um mehr über die Versorgungslage von Kindern aus sucht- und psychisch belasteten Familien und eventuelle Bedarfe herauszufinden. Die anonyme Befragung richtet sich an alle Fachkräfte, die in ihrem Arbeitsalltag betroffenen Kindern und Jugendlichen begegnen. Auf Grundlage der Ergebnisse sollen im Rahmen des Projektes selbstbestimmt geeignete Maßnahmen initiiert und umgesetzt werden. Weitere Informationen finden Sie im Informationsblatt zur Befragung. 

Lotsennetzwerk Brandenburg: Neue Schulungstermine

Im Lotsennetzwerk Brandenburg werden suchtkranke Menschen und Angehörige durch die Zusammenarbeit von Suchtselbsthilfe und professioneller Suchthilfe individuell auf ihrem Weg aus der Sucht begleitet. Um weitere Ehrenamtliche für die Begleitung beider Zielgruppen zu gewinnen, plant die BLS aktuell im Oktober zwei Veranstaltungen:
Die Schulung Angehörigen-Lots*in am 08.10.2022 richtet sich an neue Lots*innen, deren Schwerpunkt die Begleitung von Angehörigen ist. Das Lotsennetzwerk sucht hierfür Interessierte, die selbst eine Angehörigenerfahrung haben oder die selbst betroffen und gleichzeitig Angehörige von Menschen mit Suchterkrankung sind.
Die nächste allgemeine Fortbildung Lots*in im Lotsennetzwerk Brandenburg für Menschen mit Suchterfahrung findet am 22.10.2022 statt.
Bei Fragen zum Lotsennetzwerk, zur Mitwirkung im Projekt und zur Unterstützung durch einen Lotsen bzw. eine Lotsin erreichen Sie die Koordinatorin Maria Nehrkorn per E-Mail oder telefonisch unter (0331) 581 380 26.

Kooperation zwischen EUTB® und Lotsennetzwerk

Die Schulungsreihe Teilhabelots*in für Ehrenamtliche des Lotsennetzwerkes Brandenburg wurde im Juni erfolgreich abgeschlossen. Die Teilnehmenden eigneten sich in drei Modulen grundlegende Kenntnisse zu den Themenkomplexen Behinderung, Sozialrecht, dem Inklusionsbegriff und/oder der Motivierenden Gesprächsführung an. Mit den Erfahrungen aus der Lotsentätigkeit, ergänzt um das Wissen aus der Fortbildungsreihe, können die Lots*innen dazu beitragen, als Multiplikator*innen für den Themenkomplex "Sucht und Behinderung" tätig zu sein und die EUTB® der BLS als Peers zu unterstützen

Angebote der BLS in Leichter Sprache

Die Leichte Sprache ist eine vereinfachte Form des Deutschen. Sie richtet sich an Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeiten, an Deutschlerner*innen, Hörgeschädigte und weitere Personengruppen, welche von barrierearmen digitalen Angeboten profitieren.
Ab sofort bieten wir allgemeine Informationen zur Arbeit der BLS sowie Informationen zum Lotsennetzwerk, zur EUTB® und zum Projekt selbstbestimmt in Leichter Sprache an. Weitere Übersetzungen sind in Planung.
Alle Texte wurden von einer internen Arbeitsgruppe erstellt und durch capito Berlin, dem Büro für barrierefreie Kommunikation sowie einer Prüfgruppe von Menschen mit Lernschwierigkeiten geprüft und mit dem Gütesiegel „Leicht Lesen“ A2 zertifiziert. Zudem orientiert sich die neue Website www.blsev.de am Standard der „Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behindertengleichstellungsgesetz“ (BITV 2.0. bzw. WCAG 2.1.), um leichte Zugänge zu Informationen und Unterstützungsangeboten der BLS zu gewährleisten.

Neue Seminare: Angehörigenberatung | Sucht und psychische Erkrankungen

Die BLS bietet im Sommer und Herbst weitere Online-Seminare für Fachkräfte aus der Suchthilfe, Familienhilfe, dem Gesundheitswesen sowie für Psychotherapeut*innen an, die jeweils von der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer akkreditiert wurden.
Das Seminar Angehörige von Suchtkranken gezielt unterstützen am 30.08.2022 befasst sich vor allem mit folgenden Fragen:
Was sind hilfreiche Beratungsansätze in der Arbeit mit Angehörigen? Wie können ihre Erfahrungen für die Beratung genutzt werden? Worauf ist zu achten, wenn Angehörige in einen Beratungsprozess einbezogen werden?
In den fünf im September und Oktober 2022 stattfindenden Online-Seminaren der Reihe Sucht + X -– Sucht und psychische Erkrankungen der BLS in Kooperation mit der salus klinik Lindow werden unterschiedliche Störungsbilder in den Mittelpunkt gestellt, die häufig mit einer (stoffgebundenen) Abhängigkeit einhergehen. Nach einem Einführungsseminar stellen die Referentinnen und Referenten jeweils spezifische Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Sucht und Essstörung, Persönlichkeitsstörung, Depression und Posttraumatischer Belastungsstörung dar und geben wichtige Hinweise für die Beratung und Behandlung.
Die Online-Seminare können zusammenhängend zum ermäßigten Teilnahmebeitrag oder einzeln über die Internetseite der BLS gebucht werden.
Bei Rückfragen zu den Seminaren wenden Sie sich gern per E-Mail oder telefonisch unter (0331) 581 380 23 an Alexandra Pasler.

Präventionswerkstatt: Cannabis

Die von der Bundesregierung angekündigte kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene stellt Fachkräfte aus Suchtprävention, Jugendschutz und angrenzenden Arbeitsfeldern sowie Bildungseinrichtungen vor die Herausforderung, mit angemessenen Strategien und Maßnahmen zu reagieren.
In der dreiteiligen Online-Workshop-Reihe "Präventionswerkstatt: Cannabis" der BLS sollen relevante Akteur*innen in den Austausch treten und gemeinsam Anforderungen und notwendige Regelungen für einen wirksamen Schutz von Kindern und Jugendlichen sowie für effektive Präventionsmaßnahmen formulieren. Die kommenden Online-Workshops setzen die Themen  "Cannabiskonsum in der Berufsausbildung" und "Nachhaltige Cannabisprävention" in den Fokus und richten sich an Verantwortliche und Fachkräfte aus den Bereichen Jugendschutz, Jugendhilfe, Suchtprävention, Schulsozialarbeit sowie an Mitarbeitende aus Jugendämtern.
Weitere Informationen zu den einzelnen Workshops sowie zu Anmeldemöglichkeiten sind im Veranstaltungsflyer sowie auf der Website der BLS zu finden.

Start des Konsultationsprozesses „Cannabis – aber sicher!“

In Vorbereitung auf das kommende Gesetzgebungsverfahren zur kontrollierten Cannabisabgabe an Erwachsene diskutierten Expertinnen und Experten im Juni im Rahmen eines Konsultationsprozesses unter Federführung des Bundesdrogenbeauftragten Burkhard Blienert die relevanten Aspekte der Umsetzung.
Mehr als 200 Expert*innen aus Suchtmedizin, Suchthilfe, Rechtswissenschaften, Wirtschaft und Verbänden sowie Vertreter*innen von Ländern, Kommunen, Bundesministerien und Bundesbehörden beteiligten sich an den fünf Expert*innen-Hearings. Mit einer regulierten Abgabe von Cannabis sollten aus Sicht der Präventions- und Jugendschutzexpertinnen zwingend ein flächendeckender Ausbau von Suchtpräventionsangeboten sowie Maßnahmen zur Stärkung des Jugendschutzes einhergehen. Im Rahmen des Konsultationsprozesses „Cannabis – aber sicher!“ wurden entsprechende Maßnahmen benannt. Die Ergebnisse werden aktuell in einem Eckpunktepapier zusammengetragen.

Expert*innen-Befragung zur kontrollierten Cannabisabgabe

Um die Debatte zur Ausgestaltung der geplanten kontrollierten Cannabisabgabe weiter zu versachlichen, führt das Kieler Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord gGmbH) aktuell eine eine anonyme Online-Befragung durch.
Diese richtet sich an Expert*innen  aus Suchtprävention, Suchtberatung, Suchttherapie, Suchtforschung und Sucht-Selbsthilfe sowie weiteren Versorgungsbereichen der Suchthilfe. Die Befragungsinhalte umfassen Empfehlungen zur konkreten Umsetzung und Ausgestaltung der geplanten kontrollierten Cannabisabgabe sowie die Bewertung möglicher Konsequenzen der kontrollierten Abgabe von Cannabis zum Freizeitgebrauch.
Auftraggeber ist das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein.

Bundeshaushalt: Mehr Geld für Suchtprävention

Anfang Juni wurde der neue Bundeshaushalt beschlossen. Im Bereich der Suchtprävention sollen die Schwerpunkte im Jahr 2022 insbesondere bei den Themen Cannabisprävention und Tabakentwöhnung gesetzt werden. Auch Aufklärungsmaßnahmen zum Missbrauch von Methamphetaminen ("Crystal Meth") will der Bund finanziell stärken.
Zur Umsetzung dieser und weiterer Maßnahmen zur Verhinderung von Drogen- und Suchtmittelmissbrauch wurde für den Bundeshaushalt 2022 der ursprünglich geplante Mitteleinsatz um vier Millionen Euro aufgestockt.
In seiner Pressemitteilung vom 3. Juni 2022 begrüßt  der Bundesdrogenbeauftragte diesen Beschluss und hält die Stärkung von Präventionsangeboten nicht nur in Bezug auf die geplante Legalisierung von Cannabis für essentiell.
Die Stärkung von Suchtprävention, Selbsthilfe, Beratung und effektiver Behandlung trotz aktueller finanzieller Herausforderungen  für Kommunen, Länder und Bund ist auch das zentrale Anliegen eines aktuellen Positionspapiers der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) und der vier suchtmedizinischen Fachgesellschaften DG-Sucht, DGS, dgsps und DG SAS.

Bundesweite Schulungen zum Einsatz von Naloxon

Naloxon ist ein hochwirksames Medikament gegen eine Überdosierung mit Opioiden. Es kann als Nasenspray bei entsprechenden medizinischen Notfällen eingesetzt werden.
Mit dem Projekt NALtrain hat die Deutsche Aidshilfe sich zum Ziel gesetzt, Naloxon unter Opioidkonsument*innen und Personen in Substitutionsbehandlung zu verbreiten. Das Projekt richtet sich an alle Drogen- und Aidshilfeeinrichtungen sowie an alle Einrichtungen, die mit Menschen arbeiten, die Opioide und andere Substanzen konsumieren. 
Aktuell werden bundesweit Mitarbeitende der genannten Einrichtungen im Rahmen von halbtägigen Schulungen ausgebildet, um ihr Wissen in Kurzinterventionen an Drogenkonsumierende und Substituierte weiterzugeben.
Interessierte Fachkräfte aus Brandenburger Suchtberatungsstellen, sozialtherapeutischen Einrichtungen oder Ärzt*innen können sich per E-Mail an die Projektverantwortlichen wenden.
Weiterführende Informationen finden Sie im Projektflyer.

Jahrbuch Sucht 2022: Weiterhin hoher Tabak- und Alkoholkonsum in Deutschland

Im Jahr 2020 rauchten in Deutschland 24 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer ab 18 Jahren. Im selben Jahr lag der Pro-Kopf-Verbrauch an alkoholischen Getränken in Deutschland bei 123,8 Litern Fertigware. Diese und viele weitere aktuelle Fakten rund um die Themen Suchtmittelkonsum und Suchtverhalten bietet das im April veröffentlichte Jahrbuch Sucht 2022 der DHS.
Das Jahrbuch fasst unter anderem die neuesten Statistiken zum Konsum von Alkohol und Tabak sowie zu Glücksspiel, Essstörungen, Delikten unter Alkoholeinfluss, Suchtmitteln im Straßenverkehr und zur Rauschgiftlage zusammen und gibt die wichtigsten aktuellen Ergebnisse der Deutschen Suchthilfestatistik wieder. 
Darüber hinaus geht die DHS in einem eigenen Kapitel auf die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Suchtmittelkonsum, Suchtverhalten und die Suchthilfe ein.  
Zentrale Ergebnisse zum Suchtmittelkonsum bzw. zum Thema Glücksspiel hat die DHS in ihrer Pressemitteilung vom 26. April zusammengefasst.

Europäischer Drogenbericht belegt Anstieg bei Herstellung synthetischer Drogen

Im Jahr 2020 wurden in der EU schätzungsweise 5 800 Todesfälle durch Überdosierung illegaler Drogen verzeichnet. Die meisten von ihnen wurden mit einer Intoxikation infolge von Kombinationen aus illegalen Opioiden, anderen illegalen Drogen, Arzneimitteln und Alkohol in Verbindung gebracht. Dies geht aus dem aktuellen Europäischen Drogenbericht hervor, der am 14.06.2022 von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) veröffentlicht wurde.
Der Bericht bietet einen aktuellen Überblick über die Drogensituation in Europa und untersucht langfristige Trends und neue Bedrohungen. So tritt in Europa weiterhin jede Woche eine neue psychoaktive Substanz (NPS) in Erscheinung: Im Jahr 2021 wurden durch das bestehende EU-Frühwarnsystem sechs neue synthetische Opioide, 6 synthetische Cathinone und 15 neue synthetische Cannabinoide gemeldet. Die Erfolge des Frühwarnsystems sind in einem separaten Bericht dokumentiert.
Kompakte Informationen zum Drogenbericht finden Sie in der Pressemitteilung der EMCDDA.

Alkoholsurvey 2021: Neue Studienergebnisse zum Suchtmittelkonsum junger Menschen

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erhebt regelmäßig den Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum der 12- bis 25-jährigen Bevölkerung in Deutschland. Zum Weltdrogentag am 26. Juni legte sie neue Ergebnisse der Studie „Substanzkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland. Ergebnisse des Alkoholsurveys 2021 zu Alkohol, Rauchen, Cannabis und Trends" vor:
Aktuell trinken 8,7 Prozent der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen regelmäßig, also mindestens einmal wöchentlich Alkohol.
6,1 Prozent der Jugendlichen und 29,8 Prozent der jungen Erwachsenen gaben im Jahr 2021 an, zu rauchen. Der Alkohol- und Tabakkonsum von jungen Menschen zeigt somit in den vergangenen Jahren einen rückläufigen Trend.
Dagegen ist der Anteil der 18- bis 25-Jährigen, die schon einmal Cannabis konsumiert haben, von 34,8 Prozent im Jahr 2012 auf 50,8 Prozent im Jahr 2021 gestiegen. Bei den 12- bis 17-Jährigen ist dieser Anteil im Vergleich zu 2019 nahezu unverändert mit 9,3 Prozent im Jahr 2021.

Weiterführende Informationen:

Glücksspiel-Survey 2021: 1,3 Millionen Deutsche leiden an glücksspielbezogener Störung

Bei 2,3 Prozent der deutschen Bevölkerung im Alter von 18 bis 70 Jahren ist eine Störung durch Glücksspielen erkennbar. Damit sind 1,3 Millionen Menschen in Deutschland von pathologischem Glücksspielen betroffen – weitaus mehr als bisher angenommen.    
29,7 Prozent der benannten Altersgruppe  haben in den letzten 12 Monaten an mindestens einem Glücksspiel um Geld teilgenommen. 12,1 Prozent spielen ausschließlich in terrestrischen Spielstätten. Etwas weniger (9,7 Prozent ) spielen ausschließlich Online-Glücksspiele und 6,1 Prozent bevorzugen eine Kombination aus beiden Spielsettings.
Diese und weitere Ergebnisse enthält der im März 2022 veröffentlichte Survey Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) Hamburg und der Universität Bremen. Der Survey stützt sich auf die Ergebnisse von 12.303 Interviews, die zwischen August und Oktober 2021 mit einer Bevölkerungsstichprobe im Alter zwischen 16 und 70 Jahren durchgeführt worden waren.
Kompakte Informationen zum Bericht finden Sie in der gemeinsamen Pressemitteilung des ISD und der Universität Bremen.

Neues Hinweisportal zur Meldung von illegalem Online-Glücksspiel

Zum 1. Juli 2021 wurde die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) mit Sitz in Halle (Saale) eingerichtet. Genau ein Jahr später, ab dem 1. Juli 2022, übernahm sie die Verantwortung für die Bekämpfung des illegalen länderübergreifendem Glücksspiels im Internet und der Werbung dafür. 
Um illegale Handlungen im Online-Glücksspielbereich frühzeitig aufzudecken, hat die GGL ein Hinweisgebersystem eingerichtet und nimmt dort - auf Wunsch auch anonym - Informationen zu unerlaubtem Online-Glücksspiel sowie zu Glücksspielwerbung entgegen. 
Aufgenommen und weitergeleitet werden Meldungen zu Verstößen gegen gesetzliche Regelungen, vor allem gegen den Glücksspielstaatsvertrag 2021.
Die Whitelist der aktuell erlaubten Online-Glücksspielanbieter ist auf der Internetseite der GGL downloadbar. 

Gefährdungsatlas 2022: Nutzung digitaler Medien durch Kinder und Jugendliche

Digitale Medien sind vor allem bei Kindern und Jugendlichen seit vielen Jahren beliebt und entwickeln sich ständig weiter. Seit Beginn der Covid-19-Pandemie haben die unterschiedlichen digitalen Angebote noch einmal eine andere Bedeutung und Selbstverständlichkeit im Alltag erhalten.
Die aktualisierte und erweiterte zweite Auflage des Gefährdungsatlas der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) wurde im Mai durch die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz veröffentlicht und trägt den Titel „Digitales Aufwachsen. Vom Kind aus denken. Zukunftssicher handeln.“ Der Atlas beleuchtet das Mediennutzungsverhalten von Heranwachsenden im Kontext ihrer Lebensrealitäten. Darüber hinaus benennt er aktuelle Medienphänomene, ordnet diese kinderrechtlich und pädagogisch ein und erörtert ihre Chancen und Risiken.
Weiterführende Informationen und den Bericht zum Download finden Sie auf der Internetseite der BzKJ.  

Videos für Kinder aus suchtbelasteten Familien

Über drei Millionen Kinder und Jugendliche wachsen in Deutschland in einer suchtbelasteten Familie auf. Am häufigsten steht Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit im Mittelpunkt.
Vor diesem Hintergrund hat die DHS unter dem Titel „Ich finde meinen Weg“ mit Unterstützung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) fünf animierte Videos für Jugendliche und junge Erwachsene aus suchtbelasteten Familien produziert.
„In suchtbelasteten Familien dreht sich häufig alles um das suchtkranke Familienmitglied. Heranwachsende in Suchtfamilien erleben ein Familienklima, das oft nur wenig Raum lässt, unbeschwert Kind sein zu dürfen. (...)  Die Jugendlichen sollen sich in den Videos wiederfinden und verstanden fühlen. Außerdem weisen sie auf Hilfeangebote hin“, so Christine Kreider, DHS Referentin für Prävention, in der Pressemitteilung vom 21. Juni.

Neue Veröffentlichungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen

Die DHS hat vor kurzem neue Informationsmaterialien veröffentlicht. Diese stehen jeweils zum kostenlosen Download im DHS Bestellcenter bereit und sind zum Teil auch als Printversion bestellbar.

Veranstaltungen der BLS

14.07.2022 | Vorstellung: EUTB® der BLS und Lotsennetzwerk Brandenburg
24.08.2022 | Vorstellung: EUTB® der BLS und Lotsennetzwerk Brandenburg
30.10.2022 | Angehörige von Suchtkranken gezielt unterstützen 

Online-Seminarreihe "Sucht + X - Sucht und psychische Erkrankungen"

07.09.2022 | Sucht und psychische Erkrankung: Einführung und Überblick
14.09.2022 | Sucht und Essstörung
05.10.2022 | Sucht und Persönlichkeitsstörung
12.10.2022 | Sucht und Depression 
19.10.2022 | Sucht und Posttraumatische Belastungsstörung

Fortbildungsreihe 2022 für (angehende) Leiter*innen von Suchtselbsthilfegruppen (Präsenzveranstaltungen in Elstal / Potsdam) 

10. - 11.09.2022 | Update Selbsthilfe?! 
22. - 23.10.2022 | Schuld, Scham und Sühne - Was macht Sucht mit der Familie? - ausgebucht

Fortbildungen im Rahmen des Lotsennetzwerks Brandenburg

08.10.2022 | Lots*in im Lotsennetzwerk Brandenburg: Angehörigen-Lots*in
22.10.2022 | Lots*in im Lotsennetzwerk Brandenburg 

11.10.2022 | Suchtsensible Pflege - Motivierende Kurzintervention in der Altenpflege

Online-Workshops "Präventionswerkstatt: Cannabis"

13.10.2022 | Der Anfang einer Karriere? Cannabiskonsum in der Berufsausbildung
10.11.2022 | Wirksam werden! Anforderungen an eine nachhaltige Cannabisprävention 

Save the Date:
27.09.2022 | Fachtag Kinder aus suchtbelasteten Familien (selbstbestimmt)
28. - 30.11.2022 | SKOLL-/ SKOLL-SPEZIAL-Trainer*innen Schulung

Termine

03. - 11.09.2022 | Aktionswoche Selbsthilfe 2022 des Paritätischen Gesamtverbands

06.09.2022 | 10. Fachtag zur Arbeit mit chronisch mehrfachbeeinträchtigten abhängigen Menschen in Bielefeld
Digitale Teilhabe in der Suchthilfe
(Organisation: Bildung & Beratung Bethel in Kooperation mit dem Bundesverband Suchthilfe e.V.)

07. - 09.09.2022 | Deutscher Suchtkongress 2022 in München

09.09.2022 | 2. Brandenburger Präventionskonferenz (digital)
Kindeswohl im Blick - Auf dem Weg zu einer Landesinitiative!

19.09.2022 | DZSKJ Fachtagung „Corona-Pandemie und ihre Folgen – Belastungen von Kindern, Jugendlichen und Familien“ (digital)

21.09.2022 | 7. Nationale Substitutionskonferenz des Bundesverbands für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik in Berlin

28.09.2022 | Bundesweiter Aktionstag gegen Glücksspielsucht

28. - 29.09.2022 | 29. Fachtagung Management in der Suchttherapie in Darmstadt
(Organisation: Bundesverband Suchthilfe e.V.)

26. - 28.10.2022 | 61. DHS Fachkonferenz SUCHT in Essen
Die Sucht- und Drogenpolitik der Gegenwart und Zukunft

10.11.2022 | Bundesweiter Aktionstag Suchtberatung

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Brandenburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V.
Behlertstraße 3A, Haus H1
14467 Potsdam

Telefon (0331) 581 380 0
Telefax (0331) 581 380 25
info@blsev.de | https://www.blsev.de

Vertreten durch den Vorstand
Jens-Uwe Scharf, Heike Kaminski und Elisabeth Schütz

Eintragung im Vereinsregister
Registergericht: Amtsgericht Potsdam
Registernummer: VR 1412 P

Inhaltlich verantwortlich gemäß §5 TMG und §55 RStV:
Brandenburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V.
Andrea Hardeling, Behlertstraße 3A, Haus H1, 14467 Potsdam
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