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Newsletter der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. |
Ausgabe 36 | 20.04.2021 |
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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Angebote der Suchtprävention, Suchthilfe und Suchtselbsthilfe sind gerade in der aktuellen Zeit, in der Menschen pandemiebedingt mit wirtschaftlichen und sozialen Einschränkungen konfrontiert sind, wichtiger denn je. Denn diese Einschränkungen verschärfen die Situation für suchtbelastete Menschen, besonders für Kinder aus suchtbelasteten Familien. Allein die gestiegene Zahl der Drogentoten zeigt, dass Suchtprävention und Suchthilfeangebote auch in den kommenden Jahren unabdingbar bleiben. In diesem Newsletter wird sichtbar, dass viele Akteur*innen in diesen Arbeitsfeldern digitale Angebote zur Vernetzung und Qualifizierung entwickelt haben.
Herzliche Grüße
Andrea Hardeling Geschäftsführerin |
Inhalte des Newsletters
Neues BLS-Projekt knüpft Präventionsnetzwerk für vulnerable Zielgruppen | Mit einer Online-Weiterbildungsreihe hat die BLS ihr vom GKV-Bündnis für Gesundheit gefördertes Projekt Suchtprävention für vulnerable Zielgruppen vorgestellt. Die vier Veranstaltungen und zwei Wiederholungstermine waren schnell ausgebucht und wurden von ca. 400 Fachkräften aus verschiedenen Berufsfeldern besucht. Expert*innen informierten über Inhalte und Ziele des neuen Projekts. Darüber hinaus vermittelten sie Fachinformationen zu den Themenbereichen Kinder suchtkranker Eltern und Alkohol in der Schwangerschaft. Das Projektteam freut sich über die große Resonanz und plant aktuell weitere Fortbildungsveranstaltungen. Neben der Fachkräftequalifizierung zielt das Projekt primär darauf, mehr Präventionsangebote für Kinder aus suchtbelasteten Familien, Menschen mit Behinderungen, Menschen mit Migrationshintergrund und ältere Menschen im Land Brandenburg zu schaffen. Zu diesem Zweck wird derzeit ein alle Landkreise umfassendes Netzwerk kommunaler Akteure geknüpft. Die BLS versteht sich dabei als Bindeglied zum GKV-Bündnis für Gesundheit, das Kommunen darin berät, entsprechende Förderanträge zu stellen. Die gesetzlichen Krankenkassen unterstützen mit diesem Programm bundesweit Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten. |
Lotsennetzwerk Brandenburg: Digitale Informationsveranstaltungen | Seit 2007 sind im Lotsennetzwerk Brandenburg Menschen tätig, die - als Betroffene oder Angehörige - Erfahrungen mit Suchterkrankungen und deren stabiler Bewältigung haben. Das zeitlich begrenzte Unterstützungsangebot der Lotsinnen und Lotsen richtet sich besonders an suchtkranke Menschen, die das Hilfesystem bisher noch nicht nutzen konnten oder wollten. Im Rahmen von digitalen Informationsveranstaltungen im April erhalten Fachkräfte aus Kliniken, Suchtberatungsstellen, Freiwilligendiensten, Selbsthilfekontaktstellen und weiteren Einrichtungen aus Sozial- und Gesundheitswesen jeweils ausführliche Informationen über dieses Projekt: Die Teilnahme ist kostenfrei. Um eine Anmeldung wird gebeten. Sollten Sie Interesse an einer Vorstellung des Lotsennetzwerkes in Ihrer Einrichtung oder online zu einem anderen Zeitpunkt haben, nehmen Sie gern per E-Mail oder telefonisch unter (0331) 581 380 26 Kontakt zu Maria Nehrkorn, der Koordinatorin des Lotsennetzwerks, auf. |
Digitale Suchtselbsthilfetagung 2021 und weitere Veranstaltungen | Auch und gerade in der weiterhin ungewissen Pandemiesituation ist es der BLS wichtig, Akteur*innen der Suchtselbsthilfe im Land Brandenburg mit der jährlich stattfindenden Suchtselbsthilfetagung eine Plattform für Austausch und Begegnung zu bieten. Anders als ursprünglich geplant, findet die Tagung in diesem Jahr erstmalig als Videokonferenz statt. Am 12. Juni 2021 werden wir uns in digitalen Räumen begegnen und Themen wie Selbsthilfe in der Krise, Digitalisierung und vor allem Selbstheilungskräfte behandeln. Weitere Informationen zur Tagung werden in Kürze auf unserer Internetseite veröffentlicht.
Darüber hinaus wird die Online-Seminarreihe Suchtselbsthilfe stärken ab Ende April mit kostenfreien Veranstaltungen zu folgenden Themen fortgesetzt: Ebenso gibt es für die Veranstaltungen der Fortbildungsreihe für Leiter*innen von Suchtselbsthilfegruppen, die als Präsenzveranstaltungen in Elstal geplant sind, aktuell noch freie Kapazitäten. Die Seminare können jeweils über den Menüpunkt Termine auf unserer Internetseite gebucht werden. Bei Rückfragen wenden Sie sich gern per E-Mail oder telefonisch unter (0331) 581 380 26 an Maria Nehrkorn. |
Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung weiterhin erreichbar | Menschen mit Beeinträchtigungen haben gerade in dieser komplexen und schwierigen Zeit Beratungsbedarf. Neben dem Beratungsstandort im Familien- und Generationenzentrum Nauen bietet die EUTB® der BLS seit Anfang 2021 auch am neuen Standort im Beratungszentrum der Caritas auf dem Campus des St.-Josefs-Krankenhauses in der Zimmerstraße 7 in Potsdam Beratung an. Aufgrund der aktuellen Situation stehen die EUTB®-Mitarbeiterinnen Ratsuchenden derzeit vorwiegend telefonisch unter (0331) 581 380 28, per E-Mail-Beratung unter teilhabe@blsev.de oder per Online-Beratung via Zoom zur Verfügung. Nach Vereinbarung kann auch persönliche Beratung in Anspruch genommen werden. |
Basisqualifizierung digital: Beratung und Behandlung bei pathologischem Glücksspielverhalten | Ende des vergangenen Jahres haben wir im Newsletter die Qualifizierungsreihe Beratung und Behandlung bei pathologischem Glücksspielverhalten angekündigt. Aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation bieten wir die Basisqualifizierung in Form von drei zweitägigen Online-Seminaren an. Die erste Veranstaltung im Mai ist bereits ausgebucht. Teilnehmende dieses Seminars können sich über unsere Internetseite aktuell noch für Teil 2 und 3 der Basisqualifizierung im September und November anmelden. Das ergänzende Aufbauseminar Just do it! Verhaltenstherapeutische Techniken in der Beratung und Behandlung bei pathologischem Glücksspielverhalten ist als Präsenzveranstaltung am 2. und 3. Dezember in Potsdam geplant. Alle Veranstaltungen werden durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MSGIV) gefördert und wurden durch die Ostdeutsche Psychotherapeutenkammer akkreditiert. |
Fortbildung: Suchtsensible Pflege | Substanzmissbrauch und -abhängigkeit sind auch im höheren Lebensalter keine Seltenheit. Vor allem der Missbrauch und die Abhängigkeit von Medikamenten, aber auch von Alkohol, sind bei Menschen über 60 Jahren verbreitet. In der eintägigen Fortbildung Suchtsensible Pflege - Motivierende Kurzintervention in der Altenpflege der BLS werden Pflegefachkräfte jeweils am 15. Juni und am 7. September mit Risiken und Nebenwirkungen von psychoaktiven Substanzen vertraut gemacht. Darüber hinaus werden Informationen zum Erkennen einer Suchtgefährdung bzw. Suchterkrankung und zu Möglichkeiten einer angemessenen Intervention vermittelt. Aufgrund der Förderung durch die AOK Nordost ist die Teilnahme kostenfrei. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Onlinebuchung finden Sie im Menüpunkt Termine auf unserer Internetseite. |
Jahrbuch Sucht 2021 | Im Jahr 2019 wurde eine Psychische und Verhaltensstörung durch Alkohol als dritthäufigste Hauptdiagnose in Krankenhäusern festgestellt. Die Zahl der Behandlungsfälle betrug 292.601. Davon bezogen sich 212.802 Behandlungsfälle auf männliche und 79.798 auf weibliche Patient*innen. 3.200 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und unter 15 Jahren wurden 2019 wegen einer Alkoholvergiftung stationär behandelt. Damit stieg die Anzahl um 8,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese und weitere aktuelle Zahlen und Fakten zum Konsum legaler und illegaler Drogen in Deutschland liefert das Jahrbuch Sucht 2021 der DHS. Renommierte Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis informieren hier über aktuelle Trends bei einzelnen Suchtstoffen, zu abhängigem Verhalten und über die Versorgung Suchtkranker. Im Zusammenhang mit der Herausgabe des Jahrbuchs hat die DHS am 14. April 2021 drei themenspezifische Pressemitteilungen veröffentlicht:
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Verbesserung des Kinder- und Jugendmedienschutzes | Die Nutzung digitaler Angebote, zum Beispiel Online-Spiele, Streaming-Plattformen und Social Media, ist nicht erst seit Beginn der COVID-19-Pandemie fester Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen. Oft sind sie in diesem Zusammenhang auch mit verstörenden, beängstigenden Inhalten oder Situationen konfontiert. 41 Prozent der Kinder und Jugendlichen fühlen sich im Internet gemobbt, beschimpft und beleidigt oder massiv von Fremden belästigt und bedrängt. Diese Entwicklung machte es erforderlich, den gesetzlichen Kinder- und Jugendmedienschutz auf die Medienrealität von Kindern und Jugendlichen auszurichten. Vor diesem Hintergrund hat der Bundesrat am 26. März das Zweite Gesetz zur Änderung des Jugendschutzgesetzes gebilligt, das zum 1. Mai 2021 in Kraft tritt.
Das neue Jugendschutzgesetz schafft: - Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Interaktionsrisiken wie Mobbing, sexueller Anmache oder Kostenfallen,
- Orientierung für Eltern, Fachkräfte und Jugendliche durch einheitliche Alterskennzeichen,
- Durchsetzung der Regelungen nicht nur national, sondern auch gegenüber ausländischen Anbietern.
Detaillierte Informationen zum neuen Jugendmedienschutz finden Sie auf der Internetseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). |
Empfehlungen zur Umsetzung einer evidenzbasierten Suchtprävention in Deutschland | 2014 entwickelten Expert*innen aus der Suchtforschung und Praktiker*innen im Bereich Suchtprävention im Rahmen eines vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekts das Kölner Memorandum Evidenzbasierung in der Suchtprävention – Möglichkeiten und Grenzen. Auf dem theoretischen Hintergrund des Memorandums und gefördert von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wurden nun in einem weiteren Forschungsprojekt Empfehlungen für die erfolgreiche Gestaltung nachhaltig wirksamer Suchtprävention erarbeitet. Das Projekt wurde durch das Deutsche Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP) der Katholischen Hochschule NRW in Zusammenarbeit mit dem Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung Hamburg (ISD Hamburg) durchgeführt. Die resultierenden Empfehlungen für Praktiker*innen und für Entscheidungsverantwortliche sollen als praxisorientierte Handlungsanleitungen helfen, die Qualität der Suchtprävention zu sichern und eine evidenzbasierte Suchtprävention in Deutschland zu etablieren. Weiterführende Informationen finden Sie auf der Internetseite der Katholischen Hochschule NRW. |
BePrepared: Neue App für junge Geflüchtete zu problematischem Alkohol- und Cannabiskonsum | Junge Geflüchtete haben - auch bedingt durch seelische Belastungen in Verbindung mit ihrer Lebensgeschichte - ein erhöhtes Risiko, problematisch Alkohol und Cannabis zu konsumieren. Häufig kommen sie nicht im Gesundheitssystem an. Gemeinsam mit Kooperationspartnern erprobt und evaluiert das Deutsche Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP) eine kultursensible Smartphone-App zur indizierten Prävention von problematischem Alkohol- und Cannabiskonsum und Förderung der psychischen Gesundheit für in Deutschland angekommene geflüchtete Menschen – die BePrepared-App. Diese ist in Arabisch, Deutsch, Englisch, Farsi und Paschtu verfügbar und kann anonym und kostenlos genutzt werden. Die Nutzung ist mit einer Evaluation verbunden: Um die Qualität der App zu verbessern und ihre Wirksamkeit zu testen, werden jedem Nutzer innerhalb der App einige Fragen gestellt. Weiterführende Informationen wie zum Beispiel ein Praxisbuch für Fachkräfte aus der Sucht- und Geflüchtetenhilfe, verschiedensprachige Flyer und das Datenschutzkonzept der App finden Sie unter www.beprepared-app.de. |
Zahl der Drogentoten während der COVID-19-Pandemie gestiegen | Die Zahl der an illegalen Drogen verstorbenen Menschen ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. 2020 wurden in Deutschland 1.581 drogenbedingte Todesfälle registriert. Dies entspricht einem Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1.398). Die meisten Verstorbenen wurden, wie bereits in den Vorjahren, in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen (401 Tote), Bayern (248 Tote) und Berlin (216 Tote) festgestellt. Wie bereits in den Vorjahren war vor allem der Konsum von Opioiden/Opiaten allein oder in Verbindung mit anderen Stoffen todesursächlich (37,1 Prozent der nach Todesursachen erfassten Rauschgifttodesfälle), wobei die Zahl der Todesfälle durch Opioide/Opiate im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent gesunken ist. Die zweihäufigste Todesursache (27,3 Prozent) geht auf Langzeitschädigungen auf Grund von Drogenkonsum zurück. Die Drogenbeauftragte fordert in ihrer Pressemitteilung vom 25. März 2021 dazu auf, die Suchthilfe gerade jetzt in der Krise aufrechtzuerhalten: "Vor Ort kommt es weiter auf jede Hilfe an. Dazu gehört auch, dass Länder und Kommunen trotz klammer Kassen die Finanzierung sicherstellen müssen. Langfristig zahlt sich das in jedem Fall aus - gesundheitlich wie finanziell. Bitte schauen Sie nicht weg, sondern kümmern sich weiter um suchtkranke Männer, Frauen und vor allem deren Kinder! Sie alle brauchen JETZT Unterstützung – mehr denn je!" |
Digitale Befragung zum Drogenkonsum in Europa | Nimmst Du Drogen? Wie viele? Wie oft? Dies sind einige der Fragen, die in der neuen Europäischen Online-Befragung zum Thema Drogen gestellt werden. Diese wurde am 18. März 2021 von der EU-Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA) veröffentlicht und steht für sechs Wochen zur Beantwortung zur Verfügung. Die freiwillige, anonyme Befragung wird in diesem Jahr in 31 Ländern und 28 Sprachen durchgeführt und richtet sich an Menschen ab 18 Jahren, die innerhalb der letzten zwölf Monate illegale Drogen konsumiert haben. Ziel ist es, Informationen zu den verschiedenen Konsummustern in Europa zu sammeln, um ein detaillierteres Bild des Drogenkonsums in Europa zu erhalten und dahingehend die zukünftige Drogenpolitik gestalten zu können. Weiterführende Informationen können Sie der Pressemitteilung der EMCDDA entnehmen. |
Weltnichtrauchertag 2021: Commit to quit | Der Konsum von Tabak ist ein bedeutender Risikofaktor für Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Atemwegserkrankungen und Diabetes. Darüber hinaus erkranken langjährige Raucher im Fall einer Infektion mit SARS-CoV-2 häufiger schwer an COVID-19. Zum diesjährigen Weltnichtrauchertag am 31. Mai 2021 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter dem Motto Commit to quit bereits im Dezember 2020 eine Kampagne gestartet. Diese soll dazu beitragen, ein gesünderes Umfeld zu schaffen, das den Ausstieg aus dem Tabakkonsum begünstigt und Strategien zur Tabakentwöhnung stärkt. Der Zugang zu Entwöhnungsangeboten soll verbessert und das Bewusstsein für die Taktiken der Tabakindustrie geschärft werden. Die WHO fordert alle Regierungen auf, sicherzustellen, dass ihre Bürger*innen Zugang zu Kurzberatung, gebührenfreien Rauchstopp-Telefonberatungen, mobilen und digitalen Rauchstoppangeboten, Nikotinersatztherapien und weiteren Angeboten haben, die nachweislich den Rauchstopp unterstützen. |
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